Am 23.03.2019 reiste eine Gruppe von 16 Funkamateuren aus X20 Gera, X25 Hermsdorf, X42 Kahla und S65 Schönau nach Cham in der Oberpfalz, um das dortige Rundfunkmuseum zu besuchen.
Wir hatten uns für unsere Exkursion einen herrlichen Frühlingstag mit viel Sonnenschein und angenehmen Temperaturen von fast 20°C ausgesucht, so dass uns auch das frühe Aufstehen am Samstag nicht so schwerfiel.
Auf der Anfahrt konnten wir etwa ab Schwandorf auf 801 kHz den Mittelwellensender des Museums empfangen und wurden mit Musik aus der Blütezeit des Mittelwellenrundfunks auf unseren Museumsbesuch eingestimmt.
Nach ca. zweieinhalb Stunden Autofahrt auf der A9/A72/A93 und B85 kamen wir überpünktlich gegen 09:15 Uhr am Museum an.
So konnte unsere Führung sogar schon vor dem geplanten Beginn um 10:00 Uhr starten.
Bereits im Foyer des Hauses trafen wir auf das erste Highlight des Museums: den früheren Mittelwellensender Ismaning, der bis 2015 das Programm des Bayerischen Rundfunks ausstrahlte und nach Stilllegung und Demontage durch Mitglieder des Museumsfördervereins nach Cham transportiert und hier wieder betriebsfähig aufgestellt wurde.
Es ist schon beeindruckend, welche Dimensionen eine Senderbaugruppe hat, mit der Leistungen in Höhe des 1000fachen der Ausgangsleistung unserer Standard-Amateurfunksender erzeugt werden – allein in der Endstufe des Senders arbeiten knapp 2.000 VMOS-Transistoren parallel.
Nach der Vorstellung des Museums und einleitenden Worten führte uns Herr Michael Heller, Vorsitzender des Trägervereins, einige interessante elektrotechnische Experimente vor.
Dann begannen wir mit der Führung durch das Museum. Erste Station war das „Café Nostalgie“, wo es mechanische Schallwiedergabe – und Aufzeichnungsgeräte zu bestaunen gab: Edisons Phonograph war ebenso zu sehen wie Emil Berliners Grammophon. Die Geräte sind auch heute noch funktionsfähig, und die Vorführung zeitgenössischer Original-Tondokumente vermittelte uns einen Eindruck, wie sich der Sound der „guten alten Zeit“ anhörte.
Die Anfänge des Rundfunks in den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts waren Thema der nächsten Abteilungen. Hier sahen wir Detektorempfänger und die ersten Röhrenempfänger, auch den OE 333 mit der berühmten LOEWE-Dreifachröhre.
In den 30iger Jahren erhöhte sich die Anzahl der Rundfunksender drastisch, praktisch in jedem Land der Erde gab es mehrere Sendestationen, die viele verschiedene Programme ausstrahlten.
Auch die Empfängertechnik entwickelte sich weiter, da es durch die große Menge der Sender inzwischen nicht nur auf Empfindlichkeit, sondern auch auf Trennschärfe der Empfangsgeräte ankam.
„High-End-Technik“ war auch damals schon auf dem Markt und bescherte den Zuhörern bisher ungeahnte Klangfülle. Allerdings hatte das auch seinen Preis, denn ein Gerät wie das SIEMENS Kammermusik-Gerät KMG kostete mit 1.500 Reichsmark rund eineinhalbmal soviel wie der erste VW Käfer!
Der Vereinnahmung und dem Missbrauch des Rundfunks durch die Nazis ist ein gesonderter Teil der Ausstellung gewidmet. Er ist in einem (früher als Schutzraum genutzten) Kellerraum untergebracht und hinterließ bei uns mit den diversen authentischen Zeitdokumenten und verschiedenen Modellen des Volksempfängers VE 301 einen verstörenden Eindruck.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg begann auch der Rundfunk langsam zur Normalität zurückzukehren. Die Rundfunkindustrie versuchte mit alten Materialbeständen und Wehrmachtstechnik einen vorsichtigen Neubeginn, in allen Besatzungszonen!
Die Sammlung zeigt ein breites Spektrum der Rundfunk- und Fernsehtechnik der 50iger…80iger Jahre. Viele der damals bekannten Markennamen existieren heute allerdings nur noch in der Erinnerung bzw. produzieren an außereuropäischen Standorten Technik im unteren Preissegment.
In den knapp drei Stunden, die wir im Museum verbrachten, haben wir eine schier unglaubliche Menge von Informationen und Eindrücken sammeln können, für deren Verarbeitung wir wohl noch einige Zeit brauchen werden… 🙂
Vielleicht sollte man auch nach einiger Zeit einen zweiten Exkursionstermin ansetzen, um sich dabei auf bestimmte Ausstellungsteile zu konzentrieren. Mal schauen… 😉
Unser herzlicher Dank gilt Herrn Michael Heller und seinen Mitstreitern für die wirklich sehr interessante und gut strukturierte Präsentation der Sammlung.
Wir möchten an dieser Stelle auch das klare und sehr durchdacht wirkende Konzept hervorheben: das Rundfunkmuseum Cham ist eben kein Sammelsurium von Exponaten wie manch andere Ausstellung, sondern man erkennt sehr deutlich den „roten Faden“, der sich durch das gesamte Museum zieht und die Besucher mit auf die Reise durch die Zeiten nimmt. Super!
Im Anschluss an die Führung kehrten wir noch in der Oberpfälzer Gaststätte „D‘ Wasserwirtschaft“ ein und ließen die vielfältigen Eindrücke bei einem ausgezeichneten Mittagessen erst einmal setzen.
Fotos von der Ausstellung gibt es diesmal nicht auf unserer Webseite zu sehen, da wir den Wunsch der Museumsleitung respektieren.
Wir laden deshalb alle Interessierten zu unserem OV-Abend am 05.04.2019 nach Gera ein, wo wir uns gemeinsam einen Bildbericht zu unserer Exkursion nach Cham ansehen werden.