Die Idee wurde während der OV-Weihnachtsfeier 2015 geboren, und Andreas DL5CN brachte es auf den Punkt: bei vielen OMs gibt es SDR-Equipment, einige OMs haben hervorragende semi-professionelle Lösungen im Einsatz, andere OMs wiederum benötigen nur ein wenig Hilfe, um mit DVB-T-/DAB-Sticks in die Materie hineinzuschnuppern. Was liegt also näher, in einem Workshop die verschiedenen Radios vorzustellen, ihre Möglichkeiten und Grenzen zu beleuchten und über eigene praktische Erfahrungen zu berichten.
Gert DL5ARG und Winni DL2AWT hatten sich dankenswerterweise bereiterklärt, die Rolle der fachlichen Moderation an diesem Abend zu übernehmen, und wir luden eine Reihe weiterer sehr erfahrener SDR-User aus den benachbarten Ortsverbänden ein, ihre Projekte bei uns in einem kleinen Vortrag und ggf. praktischer Vorführung zu präsentieren.
Das Interesse der X20er am Workshop war groß, und auch aus benachbarten Ortsverbänden kommen regelmäßig Besucher zu unseren Vorträgen. Diesmal war die Raumkapazität aber nahezu erschöpft: mehr als 40 Teilnehmer, darunter aus Franken (Hof) und aus dem Erzgebirge (Aue-Schwarzenberg), waren nach Gera gekommen, um am SDR-Workshop teilzunehmen.
Den offiziellen Teil des eigentlichen OV-Abends strafften wir diesmal deutlich, und so konnten wir bereits kurz nach 18:15 Uhr mit der ersten Präsentation starten.
Wolfgang DH1AKF stellte seinen SDR-Transceiver mit Red Pitaya vor. Dieses interessante Projekt von Pavel Demin hat Wolfgang zu einem „Stand-Alone-Transceiver“ ausgebaut und erweitert das Gerät derzeit um eine Endstufe (bis zu 400 Watt) sowie um weitere nützliche Baugruppen (Predistortion, Antenna Diversity).
Rolf DL2ARH zeigte im ersten Teil seiner Präsentation seinen SDR-Panorama-Empfänger. Er ergänzt damit seinen TS-480 und hat somit die Möglichkeit, wie bei High-End-Transceivern zu sehen, wer recht und links neben seiner QRG ist. Zusätzlich bietet diese Lösung noch die Möglichkeit, andere als im TRX vorhandene Modulationsarten zu demodulieren.
Im zweiten Teil seines Vortrages stellte Rolf den SDR-RX von Andreas DG0OBU vor. Sein Ziel war ein SDR Radio ohne zusätzlichen PC. Die Realisierung erfolgte über ein preiswertes mini-ITX-Board mit SSD und Touchscreen, der Empfänger ist ein SDRplay. Bei dem vorgestellten Aufbau ging es im Vordergrund nicht darum, Signale zu hören, sondern eher um die optische Beurteilung von Aussendungen und um eine – im Rahmen der Möglichkeiten – messtechnische Bewertung der Signale.
Andreas DL5CN hatte sein neuestes Projekt im Gepäck: das „3-Liter-SDR-Radio“. Die Volumenangabe bezieht sich hier natürlich nicht auf den Verbrauch an Treibstoff, sondern auf den umbauten Raum, auf dem Touchscreen-Display, Rechnerplatine und SDR-Board (aktuell: HERMES) untergebracht sind.
Karsten DL3HRT präsentierte seinen Elad FDM-S1. Der Hauptanwendungsfall liegt bei Karstens SDR auf dem Gebiet der Radioastronomie, hier speziell der Beobachtung der Wasserstofflinie bei 1,420 GHz. Der SDR-Rx ermöglicht den Empfang und die Aufzeichnung dieser Signale an einem 3m-Parabolspiegel, anschliessend erfolgt noch eine softwareseitige Aufbereitung der empfangenen Daten. Alexander, DD5DX, hat den Elad FDM-S2, das Nachfolgegerät im Einsatz, mit noch höherer Digitalisier-Auflösung und der Möglichkeit zum gleichzeitigen Empfang auf mehreren Frequenzen.
Sebastian DL3YC hat einen direktabtastenden SDR-Empfänger gebaut. Das Gerät ist für den Frequenzbereich 1.240 – 1.300 MHz konzipiert. Sebastian erläuterte das technische Konzept und zeigte, wie es auch in diesem hohen Frequenzbereich mit preislich erschwinglichen Komponenten eine funktionsfähige Lösung zu finden.
Gert DL5ARG stellte neben seinen eigenen SDR-Radios (FunCube, DVB-T-Sticks, aber auch eine HERMES-Platine) den aktuellen SDR-TRX von Helmut DL1ALT vor: den mcHF. Das ist ein kompakter SDR-Transceiver im Format des KX-3, der als Bausatz erhältlich ist.
Im Anschluss an die Präsentationen konnten die Workshop-Teilnehmer die SDR-Technik in praktischen Vorführungen bestaunen und ihre speziellen Fragen direkt mit den Referenten klären.
Unser Fazit: der SDR-Workshop war ein toller Erfolg! Der X20-OV-Vorstand möchte sich bei allen beteiligten Referenten für Ihren Beitrag sehr herzlich bedanken, besonders bei Winni DL2AWT und Gert DL5ARG für die zeitweise wirklich schwierige Aufgabe, den „roten Faden“ stets in den Händen zu behalten und die Veranstaltung somit zu einem positiven Ergebnis zu führen.
Andreas DL5CN gilt ein besonderer Dank – er hatte die Anregung gegeben, einen solchen Workshop zu organisieren!
Das Interesse der OMs an dieser Veranstaltung hat uns sehr beeindruckt, und der „Einzugsbereich“ der Veranstaltung zeigt, dass es offensichtlich Bedarf für solche Workshops gibt. Man kann also durchaus bei passender Gelegenheit über eine Fortsetzung sprechen, dann gern auch mit erweitertem zeitlichen Rahmen (Tagesveranstaltung).
Hier noch einige Impressionen (Bilder anklicken für vergrößerte Darstellung):